Johannes vom Kreuz

Johannes vom Kreuz

Johannes vom Kreuz

Karmelit, Heiliger, Kirchenlehrer, Vater des Teresianischen Karmel

Lebenslauf

1542 Juan de Yepes wird in Fontiveros/Kastilien als Sohn armer Weber geboren; nach dem frühen Tod des Vaters entbehrungsreiche Kindheit; Schulbildung im Jesuitenkolleg in Medina del Campo und Pflegedienste im Spital für Syphiliskranke in der Stadt
1563 Eintritt in den Karmel in Medina del Campo
1564-1567 Studium der Philosophie und Theologie an der Universität in Salamanca
1567 Priesterweihe
1568 Übertritt in den durch Teresa von Ávila neu gegründeten Orden
1570-1577 im Konvent Duruelo tätig als Ausbilder, ab Frühjahr 1572 als Spiritual im Menschwerdungskloster
1577/78 neunmonatige Haft als „Rebell“ im Kloster des Stammordens in Toledo
1578-1591 nach abenteuerlicher Flucht aus der Klosterhaft vielseitiges Wirken: Schwesternseelsorge, Klostergründungen, Bauarbeiten, geistliche Begleitung zahlreicher Ordens- und Laienchristen, Predigttätigkeit
14. Dez. 1591 Fray Juan stirbt, im Zuge der ersten großen Richtungsstreitigkeiten im neuen Orden aller Ämter enthoben, in Ubeda: zwei Jahre später wird sein Leichnam nach Segovia übertragen
1726 Heiligsprechung
1926 Ernennung zum Kirchenlehrer durch Pius XI.

Kindheit und Ausbildung

Juan de Yepes war der dritte Sohn armer Weber, kam mit seiner Mutter Catalina Álvarez und seinem um ca. zehn Jahre älteren Bruder um 1555 nach Medina del Campo, wo er in der Armenschule Colegio de los Doctrinos und ab 1559 im neu gegründeten Kolleg der Jesuiten eine gediegene Ausbildung genoss. Eine Ausbildung in praktischen Berufen war nicht sehr erfolgreich, doch erwies er sich als tüchtiger Pfleger und Almosensammler für das Hospital de las bubas (Syphiliskranke). 1563 trat er mit dem Namen Juan de San Matía in den Orden der Karmeliten ein, studierte ab 1564 an der Universität Salamanca Theologie und Philosophie und lernte 1567 kurz nach seiner Priesterweihe Teresa von Ávila kennen, für deren neues Ordensideal innerhalb des Karmelitenordens er sich begeisterte, so dass er von seiner Idee abließ, zu den Kartäusern überzutreten.

Die Unbeschuhten Karmeliten

Nach Beendigung seiner Studien in Salamanca begann er am 28. November 1568 mit dem selbst gewählten Namen Juan de la Cruz (Johannes vom Kreuz) in Duruelo mit Antonio de Jesús de Heredia und einem weiteren Mitbruder nach den Vorstellungen Teresas zu leben, die sie bereits seit 1562 in ihrem ersten Kloster San José zu Ávila verwirklicht hatte. Ihre Anhänger wurden entsprechend den damals in Kastilien üblichen Reformbewegungen Descalzos-Unbeschuhte genannt, wiewohl Teresa und Johannes sich von Anfang an von diesem dem Rigorismus verpflichteten Reformideal absetzten und einem christlichen Humanismus verpflichtet fühlten.

Im sich rasch ausbreitenden Orden der Unbeschuhten Karmeliten (Teresianischer Karmel) wurde Johannes vom Kreuz zunächst Novizenmeister, Rektor des Studienkollegs in Alcalá de Henares und ab Frühjahr 1572 Beichtvater im Kloster der Menschwerdung in Ávila, wohin Teresa ihn gerufen hatte, die dort seit dem 6. Oktober 1571 aufgrund der Ernennung durch den Apostolischen Visitator Priorin war. Wegen der unterschiedlichen Reformvorstellungen zwischen der Päpstlichen Kurie in Rom (Konzil von Trient) und dem Hof Philipps II., in die der Karmelitenorden in Spanien hineingezogen wurde, kam es zwischen dem neuen Orden Teresas und dem Stammorden zu heftigen Auseinandersetzungen, deren prominentestes Opfer Johannes vom Kreuz wurde. In der Nacht vom 3. auf den 4. Dez. 1577 wird er entführt und im Ordensgefängnis des Klosters in Toledo eingekerkert, wo er als „hartnäckiger Rebell“ entsprechend den damaligen Normen misshandelt und gedemütigt wurde. Diese Zeit wurde für ihn zur eigentlichen Mitte seiner Gotteserfahrung und der daraus entstammenden visionär-mystischen Dichtung.

Entstehung seiner Gedichte

Im Gefängnis entstanden u. a. sein „Cántico espiritual“, in dem die Menschenseele ihre Sehnsucht nach dem entschwundenen Geliebten besingt, während sein bekanntestes Gedicht „Die dunkle Nacht“ danach entstanden ist und auf seine Erfahrung im Gefängnis gründet. Seine Gedichte in der Form einer Lira gehören zum Besten, was je in kastilischer (spanischer) Sprache gedichtet wurde. Reinhold Schneider schrieb über diese Zeit die Erzählung Die dunkle Nacht des Johannes vom Kreuz, wobei er sich allerdings mehr auf die Hagiographie als auf die heute zur Verfügung stehenden historischen Kenntnisse stützte.

In den Tagen nach dem 15. August 1578 konnte Johannes vom Kreuz fliehen und gelangte nach mehreren kurzen Aufenthalten im November 1578 in das abgelegene Kloster Calvario, von wo aus er die Karmelitinnen in Beas de Segura betreute. Bereits am 13. Juni 1579 gründete er in Baeza das erste Studienkolleg für die andalusischen Studenten des neu entstehenden Ordens; 1582 wurde er Prior des Klosters in Granada, 1585 Provinzvikar von Andalusien, als welcher er im Schnitt täglich 15 km zurückgelegt hat. In dieser Zeit verfasste er seine Schriften, Kommentare zu seinen Gedichten: Aufstieg auf den Berg Karmel, Die Dunkle Nacht, Geistlicher Gesang, Lebendige Liebesflamme. Darüber hinaus wirkte er in verschiedenen Klöstern der Unbeschuhten Karmelitinnen und auch außerhalb des Ordens als Beichtvater und Seelsorger. 1588 wurde er Prior des Klosters der Unbeschuhten Karmeliten in Segovia und Mitglied des Leitungsteams. Beim Generalkapitel des Ordens 1591 in Madrid wurde er ein Opfer von Richtungsstreitigkeiten im jungen Orden, weil er den christlichen Humanismus Teresas gegen den Rigorismus des Generalvikars Nicolás Doria verteidigte. Von der Ordensleitung verfemt, zog er sich nach Úbeda (Jaén) zurück, wo er in den ersten Minuten des 14. Dezember 1591 starb, von vielen Mitbrüdern und Menschen schon bald verehrt, von der offiziellen Ordensgeschichtsschreibung jedoch auf deren Linie entstellt, so dass er bis in die jüngste Zeit hinein als Rigorist und Lehrer des „nada“ galt, während er viel eher der „Sänger der Liebe“ ist.

Heiliger und Kirchenlehrer

Am 25. Januar 1675 wurde Johannes vom Kreuz von Papst Clemens X. selig gesprochen, am 27. Dezember 1726 erfolgte durch Benedikt XIII. die Heiligsprechung. Am 24. August 1926 wurde er durch Pius XI. zum Kirchenlehrer erhoben und im März 1993 von Johannes Paul II. zum Patron der spanischsprachigen Dichter ernannt.