Teresa von Ávila

Teresa von Ávila

Teresa von Ávila (Teresa von Jesus)

Karmelitin, Ordensgründerin, Mystikerin. In der katholischen Kirche wird sie als Heilige und Kirchenlehrerin verehrt.

Lebenslauf

1515 wird als Teresa Sánchez de Cepeda y Ahumada in Ávila/Kastilien geboren
1535 Eintritt in das Karmelitinnenkloster „Von der Menschwerdung“ in Ávila
1554 nach fast 20 Ordensjahren erneuerte Sicht des Glaubens; von nun an Leben im Inneren Beten
1560 „Gründungssitzung“ mit gleichgesinnten Schwestern für einen neuen Orden des Karmel (Teresianischer Karmel)
1562 Gründung des ersten Klosters „San José“ in Ávila
1567 Begegnung mit Johannes vom Kreuz, den Teresa für die Gründung des männlichen Zweiges ihres neuen Ordens gewinnt
1567-1582 Gründung von zwei Männerklöstern und 16 Frauenklöstern in Spanien – unter oft abenteuerlichen Umständen
15. Okt. 1582 Teresa stirbt während einer Visitationsreise in Alba de Tormes
1622 Heiligsprechung
1970 Teresa wird durch Paul VI. der Titel Kirchenlehrerin zuerkannt

Kindheit

Teresa de Ahumada wurde am 28. März 1515 in Ávila geboren, so die Meinung der meisten Biographen; nur eine Minderheit nennt Gotarrendura (Provinz Ávila) als Geburtsort, ohne überzeugende Beweise anzuführen und gegen eine jahrhundertealte Tradition. Ihr Großvater väterlicherseits, ein Jude aus Toledo, der mit seiner Familie 1485 zum Christentum übertrat, als ihr Vater Alonso Sánchez de Cepeda fünf Jahre alt war, erwarb sich einen Adelsbrief, womit er dem niedrigen Adel angehörte, und zog nach Ávila, um dort ein neues Leben zu beginnen. Aus der ersten Ehe von Alonso stammten zwei Kinder, aus der zweiten, die er 1508 mit Doña Beatriz de Ahumada schloss, zehn, von denen Teresa das dritte war. Sie schreibt: „Wir waren drei Schwestern und neun Brüder“ (Leben 1,3).

Nach dem Tod ihrer Mutter (1528) vertieft sich Teresa in die Lektüre der damals üblichen Ritterromane, die schon ihre Mutter eifrig gelesen hatte (Leben 2,1); sie wird sich ihrer natürlichen Vorzüge bewusst, pflegt erste Freundschaften und gerät in eine religiöse Krise (Leben 2,2). Als 1531 ihre (Halb-)Schwester heiratet, bringt der Vater die 16jährige zur weiteren Erziehung in das Kloster der Augustinerinnen in Ávila (Leben 2,8), das sie aus gesundheitlichen Gründen nach 18 Monaten wieder verlassen musste (Leben 3,1). Auf dem Weg zur Genesung bei ihrer Schwester fielen ihr bei ihrem Onkel einige Bücher in die Hand, darunter auch die Briefe des Kirchenvaters Hieronymus (Leben 3,4), die für ihre Berufswahl wichtig wurden. Bei der Entscheidung fürs Kloster spielte zwar eine authentische Christusbeziehung, zugleich aber auch die damalige ungünstige Situation der verheirateten Frau und Höllenangst eine Rolle (Leben 3,6).

Klostereintritt

Am 2. November 1535 trat Teresa gegen den Willen ihres Vaters in den Karmel von der Menschwerdung in Ávila ein, in dem zu dieser Zeit knapp 40 Schwestern lebten. Doch wuchs die Anzahl wegen des immensen Frauenüberschusses in Spanien in nur 15 Jahren auf 190, mit all den sich daraus ergebenden wirtschaftlichen, sozialen und spirituellen Folgen. Am 2. November 1536 wurde sie eingekleidet und am 3. November 1537 legte sie ihre Ordensprofess ab.

Im Jahr darauf wurde Teresa ernsthaft krank. Eine eindeutige Diagnose ist heute nicht mehr möglich, obwohl es viele Spekulationen gegeben hat. Genannt wurden und werden u. a. Epilepsie, depressive Veranlagung, Brucellose. Auf dem Weg zu einer „Heilerin“ in Becedas fällt ihr bei ihrem Onkel das Tercer Abecedario Espiritual („Drittes geistliches ABC“) des Franziskaners Francisco de Osuna in die Hände, durch das sie in dem von ihr schon lange geübten „inneren Beten“ bestärkt wird („Weg der Sammlung“, Leben 4,7). Im Juli 1539 kehrt sie todkrank in ihr Kloster zurück, wo sie im August in eine dreitägige todesähnliche Starre fällt; man hält sie für tot, betet die Totengebete für sie und hebt bereits das Grab aus (Leben 5,9f.). Drei Jahre war sie mehr oder weniger gelähmt (Leben 6,1f.). Ab 1542 geht es ihr gesundheitlich besser, doch gerät sie in eine religiöse Krise; sie gibt das innere Beten auf, das für sie „Verweilen bei einem Freund“ ist, weil sie sich zu schlecht dafür hält, wird aber von Vicente Barrón OP, den sie beim Tod ihres Vaters (26. Dezember 1543) kennenlernt, von diesem Irrtum befreit (Leben 7,17).

Spirituelle Erfahrungen

Nach der teilweisen Wiederherstellung ihrer Gesundheit nahm sie wieder am regen Umgang mit den Besuchern des Klosters in den Sprechzimmern teil, meistens auf Anordnung ihrer Oberen (Leben 32,9), litt aber sehr darunter, weil sie sich zwischen oberflächlicheren Interessen und dem Wunsch, sich ganz auf Gott einzulassen, hin- und hergerissen fühlte. In der Not, dieses Dilemma aus eigener Kraft nicht lösen zu können, wird ihr in der Fastenzeit 1554 vor einer kleinen Statue des Leidensmannes eine tiefe Erfahrung seiner Liebe zuteil, die eine völlige innere Umkehr und Befreiung bewirkt (ihre sog. „Zweite Bekehrung“, Leben 9,1-3). Sie spricht in diesem Zusammenhang von einem „neuen Leben“ (Leben 23,1). In den folgenden Jahren erlebt sie erste tiefe Gebetserfahrungen und Visionen, die sie, verstärkt durch unfähige Beichtväter, in Angst und Schrecken versetzen, doch erhält sie von kundigen Dominikanern und Jesuiten, u. a. Francisco de Borja, Aufklärung und Hilfe. In diese Zeit fallen die ersten Aufzeichnungen für ihre Selbstbiographie (Leben 24,3).

Eine weitere Vertiefung ihrer spirituellen Erfahrung ist die sog. „Höllenvision“ (1560), die sie nach den damaligen Vorstellungen beschreibt, deren Kern aber ein vertieftes Bewusstsein für das umsonst geschenkte Erbarmen Gottes ist. Die Auswirkungen in ihr sind der Wunsch nach einem konsequenteren Leben und die apostolische Begeisterung (Leben 32,1-7). In diesem Zustand erlebt sie zusammen mit einigen Freundinnen und Verwandten im September 1560 die sog. „Gründungssitzung“ in ihrer Klosterzelle, bei der der Wunsch ausgesprochen wurde, nach Art der „Descalzos“ („Unbeschuhten“) zu gründen, wie damals die Anhänger von Reformbewegungen innerhalb ihrer jeweiligen Orden genannt wurden (Leben 32,10).

Klostergründungen

Mit Hilfe des Bischofs von Ávila, Álvaro de Mendoza, erhielt sie von Papst Pius IV. die Erlaubnis, in Ávila ein eigenes Kloster zu gründen, in dem wieder die ursprüngliche Ordensregel befolgt werden sollte. So konnte sie am 24. August 1562 ihre erste Gründung San José in Ávila eröffnen. Dem damaligen Brauch entsprechend wurden sie „Unbeschuhte Karmelitinnen“ genannt, wobei Teresa aber gegenüber dem damals vorherrschenden „Unbeschuhten“ Reformideal ihr eigenes Ordensideal mit ganz spezifischen Kriterien durchsetzte und deshalb gerade nicht zu den „Unbeschuhten“ gehört (Leben 32-36). So ist für sie schon die kleine Anzahl von 13 Schwestern typisch (Apostelkollegium und Jesus), die später auf 21 Schwestern erhöht wurde. Der ersten folgten noch 16 weitere Gründungen für Schwestern, und in Zusammenarbeit mit Johannes vom Kreuz (1542-1591) wurde sie auch zur Gründerin des männlichen Zweigs des Teresianischen Karmel. Im August/September 1568 in Valladolid führte sie ihn sehr sorgfältig in ihr neues Ordensideal ein, dessen Kennzeichen ein geschwisterlicher Lebensstil, Einübung ins Ich-Sterben (Freiwerden vom Ego) und vor allem Pflege einer intensiven Freundschaft mit Gott sind; dem Ganzen soll die Demut – verstanden als ständiges Bemühen um Selbsterkenntnis – zugrunde liegen (Gründungen 13,5). Damit hob sie sich klar vom damals gängigen Reformideal der „Unbeschuhten“ (descalcez) in Kastilien ab, das auf Rigorismus setzte, dessen Kennzeichen aufsehenerregende Bußübungen (Selbstgeißelungen, extremes Fasten und totales Abstinenzgebot) waren, womit man sich Gottes Gunst zu erwerben und zu erhalten hoffte.

Am 6. Oktober 1571 wurde Teresa vom Apostolischen Visitator Pedro Fernández OP gegen ihren und den Willen der Schwestern zur Priorin ihres Stammklosters zur Menschwerdung ernannt; im Sommer des folgenden Jahres holt sie sich Johannes vom Kreuz als Spiritual und Beichtvater in dieses inzwischen zum Mammutkloster mit ca. 200 Schwestern gewordenen Hauses. Mit ihrer auf suavidad (Sanftheit) und nicht auf dem damals üblichen Rigorismus beruhenden geistlichen Führung gelingt es ihnen, dort eine wirkliche Erneuerung durchzuführen.

Im Zuge der sich zuspitzenden Auseinandersetzungen in der Reformpolitik zwischen der päpstlichen Kurie in Rom (Konzil von Trient, abgeschlossen 1563) und dem Hof Philipps II., der entsprechende Einflüsse aus dem Ausland zurückzudrängen suchte (Regalismus), entstand zwischen Teresas Neugründung und dem Stammorden ein heftiger Streit, der erst durch die Errichtung einer unabhängigen Provinz durch Gregor XIII. mit dem Breve Pia consideratione vom 22. Juni 1580 beigelegt wurde; die Folge war die Errichtung einer selbstständigen Ordensprovinz des entstehenden Teresianischen Karmel am 7. März 1581.

Als sie von ihrer letzten Gründung in Burgos bereits auf dem Heimweg in ihr Heimatkloster San José de Ávila ist, wird sie von Provinzvikar Antonio de Jesús (Heredia) nach Alba de Tormes abgeordnet, wo sie der jungen Herzogin von Alba bei der Niederkunft beistehen soll. Sie kommt dort am 20. September 1582 todkrank an und stirbt im dortigen Karmelitinnenkloster am 4. Oktober 1582 gegen 9 Uhr abends. Aufgrund der Gregorianischen Kalenderreform folgte auf den 4. sofort der 15. Oktober, an dem Teresa beerdigt wurde.


Neu!

Teresa von Ávila, Gesammelte Werke,
herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von U. Dobhan / E. Peeters,
Herder Verlag Freiburg i. Br., seit 2001

Neu übersetzte und mit wertvollen Verstehenshilfen versehene deutsche Gesamtausgabe.

Mehr…