Auf Teresas Spuren

Auf Teresas Spuren

Auf Teresas Spuren - ein Reisebericht

Werner Hilbrich, Pfarrer in Lauchhammer, Familiar des Karmelitenordens und Begleiter Karmelitanischer Exerzitien, berichtet von einer Pilgerreise nach Spanien im Sommer 2012.

„Nach Spanien reisen, um Gott zu finden“

„Nach Spanien reisen, um Gott zu finden“ – so lautet der Titel eines Buches, das ich zur Vorbereitung auf eine Pilgerfahrt nach Spanien gelesen habe. Walter Repges, der kundige Verfasser, beschreibt darin recht anschaulich die geschichtsträchtigen Orte, an denen vor fünf Jahrhunderten die drei großen Spanier Ignatius von Loyola, Teresa von Ávila und Johannes vom Kreuz lebten und wirkten. Ob alle 36 Personen, die im vergangenen Sommer an unserer Reise „auf den Spuren der hl. Teresa von Ávila und des hl. Johannes vom Kreuz“ teilnahmen – darunter zusammen mit mir eine kleine Gruppe aus meinen Pfarrgemeinden –, Gott gesucht oder gar gefunden haben, wage ich nicht zu beurteilen. Auf jeden Fall hatten wir die Möglichkeit, das Leben und das geistliche Vermächtnis dieser beiden großen Karmeliten im zeitgeschichtlichen und geographischen Kontext näher kennen zu lernen. Beim Besichtigen der einzelnen Orte, an denen sie einst gelebt hatten, gab uns unser Reiseleiter, Pater Dr. Ulrich Dobhan OCD aus München, immer wieder sachkundige Einblicke in die menschlichen und geistlichen Erfahrungen, die Teresa und Johannes dort gemacht und an andere weitergegeben haben.

Beweggründe für eine Pilgerreise

Eine Pilgerreise mitzumachen, hat, wie alles im Leben, eine mehr äußere und eine mehr innere Seite. So waren wohl auch die Beweggründe der Teilnehmer in unserer Reisegruppe recht verschieden, mal mehr von der äußeren, mal mehr von der inneren Seite her bestimmt: Einige wollten die Orte und die imposanten Bauwerke eher aus historischem oder kulturellem Interesse kennen lernen. Andere waren schon früher einmal dort gewesen und wollten die ehemals gewonnenen Eindrücke auffrischen und vertiefen. Wieder andere haben sich einen lange gehegten Traum erfüllt und haben sich auf den Weg gemacht, weil sie durch Literatur oder durch Vorträge mit Teresa und Johannes in Berührung gekommen waren; sie waren neugierig geworden und wollten sich das geschichtliche und geographische Umfeld dieser so inspirierenden „Großen“ der christlichen Spiritualität einmal näher ansehen. Für die Patres und die Familiaren des Karmelitenordens, die – wie auch ich – mit in unserer Reisegruppe waren, war es wohl so etwas wie ein ganz persönlicher Weg zu den Wurzeln ihrer Spiritualität.

Auf den Spuren von Teresa von Jesus und Johannes vom Kreuz

Die Reise, zu der wir an einem Junimorgen in Würzburg starteten – mit einem (Gott sei Dank!) vollklimatisierten modernen Reisebus und zwei freundlichen und hilfsbereiten Busfahrern – und die uns dann zwei Wochen lang quer durch Spanien führte, hat uns viele äußere Eindrücke vermittelt. Aber wohl alle Mitreisenden kamen, je nach Interessenlage gewiss die einen mehr und die anderen weniger, auch mit der „Innenseite“ dieser Pilgerfahrt in Berührung: mit den Grundanliegen der beiden Kirchenlehrer Teresa von Jesus und Johannes vom Kreuz.

Wenn Teresa heute noch von vielen Spaniern als „La Santa“, das heißt als die Heilige schlechthin bezeichnet wird, dann liegt das ganz bestimmt nicht daran, dass sie die „Schutzpatronin der Schachspieler“ ist, sondern vor allem daran, dass sie mit ihren Schriften bis heute vielen Menschen Mut macht, angstfrei mit Gott zu leben, mit Gott „umzugehen wie mit unserem besten Freund“.

Und Johannes vom Kreuz ist nicht nur der „Patron der spanischen Poeten und Schriftsteller“. Viele, weit über den Karmelitenorden hinaus, nennen ihn auch den „Sänger der Liebe“, der Liebe Gottes zu uns Menschen – und der Liebe, zu der auch wir von Gott befähigt sind. Der „Anwalt der im Leben Zu-kurz-Gekommenen“, wie Johannes vom Kreuz auch gern genannt wird, kann mit seiner Lebensbotschaft gewiss nicht nur die vielen arbeitssuchenden jungen Menschen in Spanien (derzeit sind es ca. 25%) ermutigen, in seinem Geist etwas in Gesellschaft und Kirche zu bewegen – ohne Gewalt, aber mit Mut und Wahrhaftigkeit.

Wenn Sie sich selbst ein Bild machen möchten vom weiten spanischen Land und von der inneren Weite der Welt einer Teresa von Ávila und eines Johannes vom Kreuz, dann kann ich Ihnen nur empfehlen, sich auf den Weg zu machen. Bestimmt werden Sie es nicht bereuen.